Beide Kulturvorlagen scheitern


Das Volk lehnt einen höheren Beitrag der öffentlichen Hand an das Kulturzentrum Guss 81-80 ab. Mit 1488 Ja- zu 1661 Nein-Stimmen ist die Vorlage am Wochenende in Bülach gescheitert.
Rolf Haecky


Ob das Kulturzentrum Guss 81-80 den Bülacherinnen und Bülachern pro Jahr mit höheren Beiträgen und Mietzinserlass im Gesamtvolumen zwischen 200 000 und 250 000 Franken wert sei – oder eben doch nicht. Das war die eigentliche Kernfrage zu dieser Vorlage. Jetzt steht fest: Nein, die Stimmberechtigten sind nicht gewillt, dieses Geld für das «Guss» und dessen Angebot auszugeben. Mit 1661 Nein- zu 1488 Ja-Stimmen lehnen sie das Konzept Guss ab.

Damit ist das Kulturzentrum Guss 81-80 – bisher so etwas wie ein eher abenteuerliches Experiment stets am Rande des finanziellen Ruins – mit grösster Wahrscheinlichkeit am Ende. Denn allein mit den bisherigen Beiträgen der Stadt Bülach von rund 30 000 Franken und dem Mietzinserlass sei der Betrieb des Kulturzentrums unmöglich weiterzuführen, erklärte der Trägerverein des Kulturzentrums.

Immer am Rande des Abgrunds

Wie erwartet, zeigen sich die Verantwortlichen des Guss-Teams herb enttäuscht über das für sie negative Resultat an der Urne: «Zurück bleiben nur Verlierer», erklärt Dieter Liechti, Vorstandsmitglied des Guss, und meint weiter, er wüsste niemanden, dem das Resultat dienen könnte. Dennoch versichert er, das Guss werde alle Verbindlichkeiten, die das Zentrum bereits eingegangen sei, weiter erfüllen.

In seinen über sechs Betriebsjahren hat das Zentrum Guss stets ums Überleben gekämpft: Der städtische Beitrag von 30 000 Franken jährlich sowie der Erlass der Mietzinsen hat nie wirklich gereicht, sodass die Stadt dem Zentrum bis 2006 mit Zuschüssen im Schnitt von rund 60 000 Franken und mit einem Darlehen von 100 000 Franken unter die Arme greifen musste, um dessen finanziellen Absturz zu verhindern. Daher arbeiteten Stadtrat und der Trägerverein Guss einen komplett neuen Auftrag aus und legten den im Dezember 2009 vor.

An der Urnen-Hürde gescheitert

Kernpunkte des neuen Papiers zwischen Stadt und Trägerverein Guss waren: Der Stadtrat erhöht den Betriebsbeitrag an das Kulturzentrum von 30 000 Franken auf 116 000 Franken pro Jahr; zudem zahlt die Stadt für Raummiete und Unterhalt der Liegenschaft wie bis anhin jährlich 88 000 Franken an das Guss. Letztlich gibt die Stadt die frühere Strategie «Kultur, Jugend und Integration» auf und weist das Guss 81-80 an, im Kulturbereich in erster Linie beratend, unterstützend und fördernd zu wirken. Das ist nun hinfällig.

Eigentlich hatte das Parlament in der Nacht vom 7. Dezember nach Stunden zähen Ringens bereits Ja gesagt zu diesem neuen Vertrag mit dem Kulturzentrum Guss. Doch dann ergriffen zwölf Mitglieder des Gemeinderats gegen diesen Beschluss das Behördenreferendum. Damit hatte das Volk am vergangenen Wochenende an der Urne über den Beitrag an das Guss zu befinden – und liess dieses scheitern.

Nein zu mehr Kultur

Mit 1202 Ja- zu 1908 Nein-Stimmen verwarf der Souverän gestern auch den Antrag des Stadtrats, in Bülach sei die Stelle eines Kulturbeauftragten zu schaffen. Noch im November 2009 hatte das Parlament diesem zugestimmt. Dagegen ergriff jedoch der Bund der Steuerzahler mit 349 gültigen Unterschriften das Referendum («ZU»/«NBT» berichteten). Daher hatte das Volk am Wochenende in Bülach auch über dieses Geschäft an der Urne zu befinden.

Quelle: Zürcher Unterländer, Rolf Haecky
14.06.2010